Magensäureblocker und die Darmflora
Die Bedeutung einer gesunden Darmflora wurde lange Zeit unterschätzt. Nicht nur ein wohliges Bauchgefühl, auch das Immunsystem und sogar unser Gewicht hängen von einer ausgeglichenen Darmflora ab. Wird die Zahl der nützlichen Darmbakterien z.B. durch Stress, falsche Ernährung oder die Einnahme von Medikamenten wie Antibiotika oder Magensäureblocker verringert, verliert sie ihre Schutzfunktion. Die Folge: Bakterien, Viren, Pilze haben leichtes Spiel und können unser Immunsystem überfordern. Je nach Lebens- und Ernährungsweise sollte man sich daher in regelmäßigen Abständen der Pflege seiner Darmflora widmen.
Mittlerweile ist bekannt, dass Antibiotika und auch Kortison die Darmflora, auch Mikrobiom genannt, und die in ihr lebenden rund 1000 verschiedenen Bakterienarten aus dem Gleichgewicht bringen können. Sie begünstigen das Wachstum anderer Bakterienarten in der Darmflora, die wiederum Darmprobleme zur Folge haben können. Nach einer Antibiotika-Einnahme braucht der Darm durchschnittlich etwa drei bis sechs Monate, bis die Darmflora wieder im Gleichgewicht ist.
Magensäureblocker verändern Mikrobiom
Noch relativ unbekannt ist, dass auch Magensäureblocker– sogenannte Protonenpumpeninhibitoren – die Darmflora schädigen. Solche Säurehemmer werden oft bei Erkrankungen wie Magengeschwür, Zwölffingerdarmgeschwür, Zwerchfellbruch oder starkem Sodbrennen verschrieben, um die zurückfließende Magensäure in Schach zu halten. Neueste Forschungen zeigen, dass diese Magensäureblockernur über einen kurzen Zeitraum eingenommen werden sollten. Eine aktuelle niederländische Studie konnte nun belegen, dass Säureblocker die Darmflora erheblich verändern und damit anfällig machen z.B. für Infektionen mit krankmachenden Keimen. So hatten sich rund 20 Prozent der Darmflora bei Anwendern von Magensäureblockerverändert. Während einige Bakteriengruppen sich verringert hatten, waren andere Stämme gar nicht mehr vorhanden.
Ungleichgewicht mit Probiotika ausgleichen
Um hier gegenzusteuern und die Regenerationsphase der Darmflora nach dem Absetzen von Antibiotika und Magensäureblockerzu unterstützen, ist eine gesunde ballaststoffreiche Ernährung wichtig. Es können auch Präparate eingesetzt werden, die B-Vitamine für die Schleimhäute und hochwertige Milchsäurebakterien enthalten - sogenannte Probiotika.
Wie finde ich gute Probiotika?
Das Angebot an probiotischen Präparaten wird immer größer und leider wird der Markt auch zunehmend mit minderwertigen Produkten überschwemmt. Umso wichtiger ist es, hochwertige Präparate anhand konkreter Faktoren erkennen zu können. Ein wichtiges Qualitätskriterium ist das ‚Multi-Species-Konzept‘. Man könnte es auch kurz mit dem Slogan ‚Viele Bakterienstämme für viele Anforderungen‘ beschreiben. Während einfache Probiotika nur einen Mikroorganismenstamm einer bestimmten Art bzw. Gattung enthalten, kombinieren gut konzipierte Multi-Spezies-Präparate unterschiedliche gesundheitsfördernde Merkmale verschiedener probiotischer Arten miteinander, die auch in unterschiedlichen Darmabschnitten wirken. Aufgrund ihrer synergistischen Wirkung erzielen sie bessere Ergebnisse als Monopräparate. Wichtig ist daher eine sorgfältige Auswahl sicherer, definierter Stämme, und dass nicht womöglich Stämme kombiniert werden, die sich gegenseitig in ihrer Wirkung hemmen.
Wichtig ist auch eine optimale Dosierung. Viele Probiotika können den Darm nicht ausreichend besiedeln, weil sie zu geringer Dosierung vorliegen oder durch Magen- und Gallensäure abgetötet werden. Zudem zeichnen sich gute Probiotika dadurch aus, dass die ausgewählten Stämme eine überdurchschnittlich hohe Resistenz gegen unterschiedliche antibiotische Substanzen aufweisen und gut an der Darmschleimhaut anhaften
Dr. med. Dipl.-Ing. Georg Wolz
Facharzt für Allgemeinmedizin und Ernährungsmedizin und Dipl.-Ing. für Biotechnologie
Dr. med. Dipl. Ing. Georg Wolz studierte an den Technischen Universitäten Berlin und München Biotechnologie und Ernährungstechnologie. Anschließend begann er ein Medizinstudium an der Johan-Gutenberg-Universität Mainz, das er mit einer Promotion abschloss. Danach folgte die Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin sowie zahlreiche Weiterbildungen – u.a. zum Ernährungsmediziner der Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM). Nach Tätigkeiten in verschiedenen Krankenhäusern arbeitete Wolz als niedergelassener Arzt mit eigener Praxis im Raum Bingen.
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