Als Präbiotika (andere Schreibweise = Prebiotika) werden unverdauliche Kohlenhydrate (lösliche und unlösliche Ballaststoffe) bezeichnet. Diese unterstützen die Aktivität und das Wachstum der Bakterien im Darm . Sie dienen den „guten“ Bakterien im Darm als Nahrungsquelle und fördern somit deren Überlebensfähigkeit. Inulin, Galactooligosaccharide und Akazienfaser zählen unter anderem zu den Präbiotika.

Prebiotika bzw. Präbiotika?

Bemerkenswerte Eigenschaften der Darmmikrobiota (ehemals Darmflora) sind ihre Funktionalität und Widerstandsfähigkeit. Eine stabile Darmgemeinschaft schützt den Wirt vor eindringenden Mikroorganismen und hilft, die Homöostase einschließlich der Immunregulation aufrechtzuerhalten. Dennoch kommt es aufgrund von Ernährungsumstellungen, Antibiotikaeinsatz, Alter oder Infektionen zu Störungen, die zu einer Darmmikrobiota führen, welche zu einer Reihe von Erkrankungen beitragen kann.

Fermentierte Nahrungsmittel und Getränke begleiteten und erleichterten wahrscheinlich den Übergang von Jäger-Sammler-Gemeinschaften zu sessilen landwirtschaftlichen Gemeinschaften in der neolithischen Revolution vor etwa 14.000 Jahren. Sie sind seit Jahrhunderten ein Grundnahrungsmittel der menschlichen Ernährung und werden immer beliebter. Ihre wachsende Popularität in den letzten 20 Jahren hat jedoch zu zahlreichen Missverständnissen und Fragen geführt. Aus diesem Grund wird im folgenden Teil vor allem Bezug zu Prä- bzw. Prebiotika genommen.

Probiotika

Wissenschaftliche Berichte weisen auf die gesundheitlichen Vorteile der Verwendung von Probiotika und Präbiotika in der menschlichen Ernährung hin. Beide Bezeichnungen dürfen dabei nicht verwechselt werden, da sie eine unterschiedliche Bedeutung haben. Das Wort „probiotisch“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „für das Leben“. Höchstwahrscheinlich war es Ferdinand Vergin, der 1954 den Begriff „Probiotikum“ erfunden hat, indem er in seinem Artikel „Anti- und Probiotika“ die schädlichen Wirkungen von Antibiotika und anderen antibakteriellen Wirkstoffen auf die Darmmikrobiota mit den positiven Wirkungen („Probiotika“) verglich. Einige Zeit später, im Jahr 1965, beschrieben Lilly und Stillwell Probiotika als Mikroorganismen, die das Wachstum anderer Mikroorganismen stimulieren.

Die Definition von Probiotika wurde viele Male modifiziert und geändert. Um ihren mikrobiellen Ursprung hervorzuheben, stellte Fuller (1989) fest, dass Probiotika lebensfähige Mikroorganismen (z. B. Milchsäurebakterien) sein und eine positive Wirkung auf ihren Wirt ausüben müssen. Andererseits weisen Guarner und Schaafsma (1998) auf die notwendige Verwendung einer angemessenen Dosis probiotischer Organismen hin, die erforderlich ist, um die erwartete Wirkung zu erzielen. Die aktuelle Definition, die 2002 von Experten der Arbeitsgruppen der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) und der WHO (Weltgesundheitsorganisation) besagt folgendes:

Probiotika sind lebende Stämme streng ausgewählter Mikroorganismen, welche, wenn sie in ausreichenden Mengen verabreicht werden, ein gesundheitlicher Nutzen für den Wirt haben.

Präbiotika

Präbiotika können als Alternative zu Probiotika oder als zusätzliche Unterstützung für diese verwendet werden. Verschiedene Präbiotika stimulieren das Wachstum unterschiedlicher einheimischer Darmbakterien. Präbiotika haben ein enormes Potenzial zur Veränderung der Darmmikrobiota, aber diese Veränderungen treten auf der Ebene einzelner Stämme und Arten auf und lassen sich nicht ohne weiteres vorhersagen. Es gibt viele Berichte über die positiven Auswirkungen von Präbiotika auf die menschliche Gesundheit.

1995 wurden Präbiotika von Gibson und Roberfroid als unverdaute Nahrungsbestandteile definiert, die durch die Stimulierung des Wachstums und/oder der Aktivität eines einzelnen Typs oder einer begrenzten Menge von Mikroorganismen im Magen-Darm-Trakt den Gesundheitszustand eines Wirts verbessern. Im Jahr 2004 wurde die Definition aktualisiert und Präbiotika als selektiv fermentierte Komponenten definiert, die spezifische Veränderungen in der Zusammensetzung und/oder Aktivität von Mikroorganismen im Magen-Darm-Trakt ermöglichen, was für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Wirts von Vorteil ist. Schließlich beschrieben 2007 FAO/WHO-Experten Präbiotika als nicht lebensfähige Nahrungskomponente, die dem Wirt einen gesundheitlichen Nutzen in Verbindung mit einer Modulation der Mikrobiota bringt.

Darüber hinaus müssen diese Substanzen spezifische Eigenschaften aufweisen:

  • Resistenz gegen Magensäure, Hydrolyse durch Verdauungsenzyme und gastrointestinale GI) Absorption;
  • Fermentation durch Darmmikroflora, die in vitro durch Zugabe der entsprechenden Kohlenhydrate zu Suspensionen mit Dickdarminhalt oder reinen oder gemischten Bakterienkulturen in einem anaeroben Batch- oder kontinuierlichem Kulturfermentationssystem bewertet werden kann und
  • Wachstumsförderung von Darmbakterien mit positivem Bezug zu Gesundheit und Wohlbefinden. Diese Definition scheint die derzeit vollständigste zu sein.

Außerdem müssen Präbiotika nach Angaben der FAO auch diese Anforderungen erfüllen:

  • Sie müssen aufgrund der traditionellen Verwendung sowohl für Männer als auch für Frauen sicher sein und
  • sie müssen nach wissenschaftlichen Erkenntnissen in einer plausiblen täglichen Menge aufgenommen werden, um eine „präbiotische“ Wirkung zu haben.

Präbiotika sind funktionelle Nahrungsbestandteile, die sowohl natürlich in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen als auch aus synthetischer Herstellung durch enzymatische Umwandlung von Zucker gewonnen werden. Diese Verbindungen sind im Allgemeinen Kohlenhydratstrukturen oder lösliche Ballaststoffe, die selektiv von Mikroben im und am Körper metabolisiert werden. Dadurch wird die Vermehrung bestimmter Mikroben unterstützt und dem Wirt ein gesundheitlicher Nutzen zuteil.

Oligosaccharide wie Fructane vom Inulin-Typ und Galactooligosaccharide sind die bekanntesten Ballaststoffe in dieser Klasse von funktionellen Ballaststoffen und werden in der Literatur für ihre präbiotischen Wirkungen gut unterstützt. Insbesondere wurden diese Oligosaccharide aufgrund ihrer Fähigkeit, das Wachstum von Bifidobakterien und in geringerem Maße Lactobacillus zu stimulieren, gut charakterisiert.

Lebensmittel, welche größere Mengen an Präbiotika enthalten, werden seit Jahrhunderten mit einer Aufnahmemenge von bis zu 135 g/Tag konsumiert. Dies gilt insbesondere für Jäger-Sammler-Populationen, welche derzeit nur noch vereinzelt existieren. Der aktuelle präbiotische Verbrauch in den westlichen Industrieländern ist mit 1 bis 4 g bei Amerikanern und 3–11 g bei Westeuropäern relativ gering; obwohl des Vorhandenseins von Präbiotika in einer Vielzahl von Lebensmitteln, einschließlich Gemüse, Knollen und Getreide. Präbiotische Ballaststoffe sind insbesondere in Chicoréewurzel, Lauch, Topinambur, Spargel, Knoblauch, Zwiebeln, Weizen, Hafer und Sojabohnen verbreitet. Bananen enthalten auch geringe Mengen des fructosereichen Präbiotikums Inulin. Obwohl viele Lebensmittel von Natur aus Präbiotika enthalten, ist es bei der Bewertung ihrer Wirksamkeit auch wichtig, andere Faktoren zu berücksichtigen, einschließlich der präbiotischen Aktivität und der probiotischen/mikrobenstimulierenden Kapazität.

Auswahl an Präbiotika Lieferanten:

  • Chicorée, Zichorienwurzel, Inulin 
  • Schwarzwurzel,
  • Topinambur,
  • Akazienfaser,
  • Lauch,
  • Zwiebeln,
  • Merfachzucker wie Xylooligosaccharide (XOS), Galactooligosaccharide (GOS), 
  • und das Oligosaccharid 2'-Fucosyllactose.

Synbiotikum - Kombination aus Pro- und Präbiotika

Der gleichzeitigen Anwendung von Probiotika und Präbiotika wird ein hohes Potenzial zugeschrieben. 1995 führten Gibson und Roberfroid den Begriff „Synbiotikum“ ein, um eine Kombination aus synergistisch wirkenden Probiotika und Präbiotika zu beschreiben. Eine ausgewählte Komponente, die in den Magen-Darm-Trakt eingeführt wird, sollte selektiv das Wachstum stimulieren und/oder den Stoffwechsel einer physiologischen Darmmikrobiota aktivieren, wodurch eine positive Wirkung auf die Gesundheit des Wirts erzielt wird. Da das Wort „Synbiotikum“ Synergie impliziert, sollte der Begriff solchen Produkten vorbehalten sein, bei denen eine präbiotische Komponente selektiv einen probiotischen Mikroorganismus begünstigt. Der Hauptzweck dieser Art von Kombination ist die Unterstützung probiotischer Mikroorganismen im Darmtrakt.

Quellen:
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Marco, M. L., Sanders, M. E., Gänzle, M., Arrieta, M. C., Cotter, P. D., De Vuyst, L., Hill, C., Holzapfel, W., Lebeer, S., Merenstein, D., Reid, G., Wolfe, B. E., & Hutkins, R. (2021). The International Scientific Association for Probiotics and Prebiotics (ISAPP) consensus statement on fermented foods. Nature reviews. Gastroenterology & hepatology, 18(3), 196–208. doi.org/10.1038/s41575-020-00390-5

Brosseau, C., Selle, A., Palmer, D. J., Prescott, S. L., Barbarot, S., & Bodinier, M. (2019). Prebiotics: Mechanisms and Preventive Effects in Allergy. Nutrients, 11(8), 1841. doi.org/10.3390/nu11081841

Swanson, K. S., Gibson, G. R., Hutkins, R., Reimer, R. A., Reid, G., Verbeke, K., Scott, K. P., Holscher, H. D., Azad, M. B., Delzenne, N. M., & Sanders, M. E. (2020). The International Scientific Association for Probiotics and Prebiotics (ISAPP) consensus statement on the definition and scope of synbiotics. Nature reviews. Gastroenterology & hepatology, 17(11), 687–701. doi.org/10.1038/s41575-020-0344-2

Whisner, C. M., & Castillo, L. F. (2018). Prebiotics, Bone and Mineral Metabolism. Calcified tissue international, 102(4), 443–479. doi.org/10.1007/s00223-017-0339-3


Dr. med. Dipl.-Ing. Georg Wolz

Facharzt für Allgemeinmedizin und Ernährungsmedizin und Dipl.-Ing. für Biotechnologie

Dr. med. Dipl. Ing. Georg Wolz studierte an den Technischen Universitäten Berlin und München Biotechnologie und Ernährungstechnologie. Anschließend begann er ein Medizinstudium an der Johan-Gutenberg-Universität Mainz, das er mit einer Promotion abschloss. Danach folgte die Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin sowie zahlreiche Weiterbildungen – u.a. zum Ernährungsmediziner der Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM). Nach Tätigkeiten in verschiedenen Krankenhäusern arbeitete Wolz als niedergelassener Arzt mit eigener Praxis im Raum Bingen.


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